- Kriegsverbrechen amerikanischer Soldaten
av Erik Fischer
940,-
Am Morgen des 16. Marz 1968 machte sich eine amerikanische Einheit auf den Weg in ein kleines sudvietnamesisches Dorf: My Lai. Innerhalb von vier Stunden brachten sie so gut wie alle Bewohner in einem grauenvollen Exzess um. My Lai ist eine Zasur; es ist der Hohepunkt eines grausamen Krieges. Erschreckender noch als das Ereignis selbst, ist die Erkenntnis, dass My Lai zwar in seiner zeitlichen Verdichtung einzigartig, ansonsten aber in der Geschichte des Vietnamkrieges nicht ungewohnlich war. Extreme Gewalt gegen andere wurde in Vietnam alltaglich; nicht einmal die eigenen Soldaten waren voreinander sicher. In diesem Krieg entgrenzte sich die amerikanische Armee vollstandig. Sie stellte ihren Soldaten eine Ermachtigung zum willkurlichen Toten aus und versank schlussendlich in einem Strudel aus Disziplinlosigkeit, Gewalttatigkeit, Verbrechen, Drogenmissbrauch und Insubordination. Mithilfe von Erkenntnissen aus der Sozialpsychologie und der genauen Untersuchung der Umstnde, wie die jungen Soldaten in diesen Krieg gerieten, will das Buch zur Klrung der Frage beitragen, wie so eine Entgrenzung mglich werden konnte: Wie wurden aus ganz "e;normalen"e; Menschen "e;Massenmrder"e;? Was trug dazu bei, dass junge Mnner zu solchen grausamen Taten fhig waren,wie sie in Vietnam begangen wurden?Mehrere Lebensstationen rcken dabei in den Fokus des Interesses: Die Lebensverhltnisse der Jugendlichen nach dem Zweiten Weltkrieg in der "e;victory culture"e; mit ihren Helden Audie Murphy und John Wayne. Die Grundausbildung, die ganz wesentlich zu einer krperlichen und auch charakterlichen Vernderung der jungen Mnner beitrug. Schlussendlich der Einsatz in Vietnam, der vonAngriffen aus dem Hinterhalt, Sprengfallen, dem Verlust enger Kameraden und allgemein dem Gefhl von Hilflosigkeit angesichts eines unsichtbaren und allgegenwrtigen Feindes geprgt war. Erkenntnisse ber all diese Lebensstationen knnen zur Klrung der "e;Frage des Jahrhunderts"e; mit beitragen. Allein sie sind nur ein Teil der menschlichen Disposition, die zu Verbrechen in Kriegen fhrt. Konformismus, Gruppenzwang, Autoritt, Gehorsam und Befehl, Vorurteile und Stereotypen - auch diese menschlichen Verhaltensweisen sind Teil der Antwort auf die Frage und sollen ebenfalls mit einbezogen werden. Die Auseinandersetzung mit diesem Gegenstand ist wichtig. Im Irak, genauso wie in Afghanistan sind auch im 21. Jahrhundert Soldaten in Kriege verwickelt, die hnliche Umstnde aufweisen, wie der Krieg in Vietnam. Wir knnen anhand der Beschftigung mit der Geschichte viel ber die Entgrenzung des Menschen in solchen extremen Situationen lernen und wir sind dazu verpflichtet,wenn wir Fehler der Vergangenheit in Zukunft vermeiden wollen.