- 343. Sitzung am 7. Oktober 1987 in Dusseldorf
av Hartwig Hocker
590,-
Im Jahre 1839 isolierte der Berliner Apotheker E. SIMON aus Storax liquidus, einem etherischen Ol des Liquidamber orientalis, das Styrol, das sich beim Stehen verfestigte. SIMON stellte fest, da es sich hierbei "e;offensichtlich um eine Anderung der chemischen Architektur"e; handelte. Diese Anderung der chemischen Architek- tur war auf eine Polymerisation zuruckzufuhren, wie H. STAUDINGER in seiner beruhmten Arbeit"e; Uber Polymerisation"e;, die 1920 in den Chemischen Berichten erschien, darlegte [1]. Diese Arbeit ist fur die makromolekulare Chemie von grundlegender Bedeutung, obwohl zu jener Zeit bereits eine ganze Reihe von Polymeren oder makromolekularen Stoffen bekannt war, namlich Wolle und Leder, Baumwolle und Zelluloid und Kautschuk, aber auch Glas und Zement und neben Polystyrol Polyacrylsaureester, Polyisopren und Bakelit. STAUDINGERS Interesse richtete sich auf den Weg zum Polymeren aus der Sicht des Chemikers, auf die Polymerisation also. Dabei gelangte er zu dem grund- legenden Konstruktionsprinzip fur Polymere, namlich dem Prinzip der kovalen- ten Verknupfung von r.iedermolekularen Bausteinen zu Makromolekulen. Poly- mere oder Makromolekule bestehen also nicht aus einer Menge von Aggregaten oder Assoziaten von Bausteinen, nicht aus Mizellen, deren Einzelmolekule mehr oder weniger rasch austauschen, sondern aus einer Menge von Makromolekulen, die ihrerseits aus tausend bis hunderttausend chemisch oder kovalent miteinander verknupften Bausteinen (Monomeren) bestehen. Es bedurfte zahlreicher Beweise, bis sich STAUDINGERS Ideen schlielich durchsetzten; 1953 wurde HERMANN STAU- DINGER mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. 2. Das Prinzip des Aufbaus von Makromolekulen Das Prinzip der Verknupfung von Bausteinen nach den Regeln der nieder- molekularen Chemie stellt die Basis der Architektur von Makromolekulen dar.