av Walther Rathenau
276,-
Über einen Abschnitt unserer wirtschaftlichen Kriegführung möchte ich Ihnen berichten, der ohne geschichtliches Vorbild ist, der auf den Verlauf und Erfolg des Krieges von hohem Einfluß sein wird, und der voraussichtlich hinüberwirken wird in fernere Zeiten. Es ist ein wirtschaftliches Geschehnis, das eng an die Methoden des Sozialismus und Kommunismus streift, und dennoch nicht in dem Sinne, wie radikale Theorien es vorausgesagt und gefordert haben. Nicht den theoretischen Aufbau eines starren Systems möchte ich Ihnen geben, sondern ein Stück erlebten Lebens, das zuerst in Verborgenheit sich abspielte, dann größere und größere Kreise zog, schließlich zu einer gesamten Umstellung unseres Wirtschaftslebens führte und eine Behörde entstehen ließ, die aus den Mauern des alten Preußischen Kriegsministeriums hervorwuchs, um die deutsche Wirtschaft dem Kriege dienstbar zu machen.Nicht von dem Werk allein möchte ich einen Begriff Ihnen geben, sondern auch von der Romantik, die sein Werden und Wachsen umkleidete, die sich entspann aus dem Zusammenwirken einer Anzahl von Menschen, die durch nichts verbunden waren als durch die Gemeinschaft der Gesinnung und der Arbeit. Männer fanden sich zusammen aus allen Gauen und Berufen, um ohne Verpflichtung und ohne Bedingung in freier Arbeit für das Beste ihres Landes zu wirken, und herzugeben, was sie an Erfahrung, an Arbeitskraft und an Erfindergabe besaßen.Rohstoff-Wirtschaft! Ein abstraktes, bildloses Wort, abstrakt und farblos wie so viele Namen unserer Zeit, deren Sprache nicht die schöpfende Kraft hat, um für handfeste Begriffe bildhafte Worte zu schaffen; ein lebloses Wort, und dennoch ein Begriff von großer Schwerkraft, wenn man ihn ganz sich vergegenwärtigt. Blicken Sie um sich: Was uns umgibt: Gerät und Bauwerk, Mittel der Bekleidung und Ernährung, der Rüstung und des Verkehrs, alle enthalten fremdländische Beimengung. Denn die Wirtschaft der Völker ist unauflöslich verquickt; auf eisernen und auf wässernen Straßen strömt der Reichtum aller Zonen zusammen und vereinigt sich zum Dienst des Lebens.