Om Die Leiden des jungen Werther
Der Enthusiasmus für Goethes Jugendwerk speist sich maßgeblich vom expressiven Pathos des Wahlheimer Jünglings. Wie er sich mit apodiktischer Bestimmtheit dem Gefühl des Lebensüberdrusses hingibt, auf solch lamoryant und zugleich wollüstige Weise hat in der Weltliteratur noch keine poetische Figur seinen Seelenschmerz zur Schau tragen dürfen. Unbefangen flirtet Werther mit dem Tod. Zwanglos kokettiert er mit seiner Jenseitssehnsucht. Hemmungslos gewährt er Einblick in die Tiefen seiner von Destruktion geprägten Gedanken. Dabei entstehen Seelenlandschaften, in denen Allegorien voller bildgewaltiger Symbolismen aufblühen. Goethe hat damit einen metaphorisch begehbaren Gefühlsraum geschaffen, in dem sich der Leser - gerade wegen dieser emphatischen Authentizität des Erzählduktus - sozusagen "zwangsweise" in emotionaler Eintracht mit seinem Protagonisten wiederfindet.
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