Om Große Brüder werfen lange Schatten
DDR, im Frühjahr 1970. An der Erweiterten Oberschule einer Kleinstadt im Vorharz liefert der Deutsche Soldatensender die Begleitmusik des freien deutschen Jugendlebens. Man diskutiert gelangweilt die Schlagzeilen des Neuen Deutschland, begeistert sich für grüne Gurken im Februar und erwartet die Trapo-Streife im Zug wie ein ungeschriebenes Gesetz. Da bringt das Gerücht, die englische Beatgruppe The Hollies werde demnächst in Ostberlin gastieren, Thomas Mertin und seinen Freund Maikel auf die Idee, selbst eine Combo zu gründen. Zunächst scheint alles ganz einfach: Mitstreiter sind schnell gefunden, aus Ideen entstehen eigene Titel, und Frauke, der Schwarm der ganzen Schule, wird sie singen. Auch mit der FDJ kann man sich arrangieren, wie es scheint. Doch dann versetzt ein Zufall den Apparat in Wallung, und was die Jugendlichen anfangs eher amüsiert, verstrickt sich rasch zu einem gefährlichen Netz, in dem nicht mehr klar ist, wer da an welchen Fäden zieht. Am Ende der Woche, die die Handlung umfasst, werden die jungen Helden der mit viel Zeitkolorit und einem Soundtrack voller Erinnerungen ausgestatteten Novelle um einige Illusionen ärmer, aber um wichtige Erfahrungen reicher sein.
Paul D. Bartsch, Jahrgang 1954, legt mit dieser Erzählung einen Prosatext vor, der ein stimmiges Zeitbild als pointierte Unterhaltung vermittelt.
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