Om Deutsche Lyrik seit Liliencron
Ist es schon Abend? Ich will nicht hinaus, Vergeblich flimmert ihr, o buhlerische Sterne! Faß mich doch enger, du vertrautes Haus, Reiß mich an dich, gib mich nicht an die Ferne, Lieg nicht so träg, so stumm, so atemlos, Sprich jetzt zu mir! Ich brauche einen, Der zu mir spricht in dieser Zwielichtstunde, Hörst du: Ich brauche einen, sei es bloß Das Ticken einer Uhr, ein Kinderweinen, Das Knurren nur von einem nahen Hunde, Nur nicht dies fröstelnde Verlassenscheinen, Nur Etwas, das dies drohende Gewicht Der ganz verstummten Stube von mir hält, Und daß des Herzens Hammer nicht So ohne Antwort in die Stille fällt! Haus, halt mich fest! Zu viel Von meinen Nächten hab' ich hingegeben An dieses sinnlich aufgepeitschte Spiel. Wie bin ich müd, die abenteuerlich Erregte Luft, die lichterlose Schwüle Der stummen Gassen an mein Kleid, an mich, Und endlich flackernd in mir selbst zu fühlen. Schließ du mich, Buch, in deine dunklen Zeilen, Senkt, Briefe, ihr dies in die Ferne Streben In lieber Menschen Bild, in eine Frau, Beschwichtigt ihr das nun vom Abend lau Aufschwülend unerklärliche Verlangen, Des Blutes Unruh in die Nacht zu jagen! Dies willenlose Durch-die-Gassen-Treiben, Ob mich nicht Etwas aus dem Dunkel will, Dies lüstern Spähn, dies angespannte Hangen An jeder mattbeglänzten Fensterscheibe ¿ Wird dieses knabenhaft verworrne Treiben Denn noch nicht in mir still? Nein, halt mich, Haus! Verschließ mit dunklen Scheiben All meine Unrast: und ich bleibe dein. Ich selbst will ja den Abend so, nur so, Wie er den andern ist: ein Müdesein, Nur so, Als sinke mit den schwindenden Kulissen Ein buntes Spiel in bilderlose Räume. Nicht will ich mehr. Vielleicht noch irgendwo Freund oder Frau, ein mir Vertrautes wissen, ¿ Und dann nur Träume, bilderlose Träume.
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