Om Verlorene Spur
Der Fleischermeister Reimann zählte zu den wohlhabendsten, ja zu den reichsten Leuten der Stadt. Er war sehr lange unvermählt geblieben, denn seine Mutter hatte niemals eine passende Schwiegertochter finden können; Meister Andreas hatte richtig schon das Schwabenalter erreicht und war noch immer Junggeselle. Die Mutter wollte einmal für ihren Sohn eine Frau haben, die auch »etwas in die Suppe zu brocken« hätte, und seltsam genug, eine solche Frau wollte sich für den Andreas durchaus nicht finden. Das glänzende Geschäft, der Reichthum der Reimanns hätte wohl manches junge Mädchen angelockt, aber es war doch etwas da, woran sich Jede stieß, die vielleicht eine passende Parthie gewesen wäre ¿ die Schwiegermutter. Die alte Reimann war in der ganzen Stadt als schmutzig geizig bekannt; sie aß sich selbst kaum satt und ihre Leute hatten bei ihr sehr böse Tage. Sie allein hatte das Heft in Händen und Andreas stand ganz und gar unter ihrer Botmäßigkeit. Trotz seiner vierzig Jahre mußte er sich von der Mutter wie ein Knabe abmustern lassen, und bei seinem schläfrigen, schwerfälligen Temperament war er von der Alten völlig eingeschüchtert worden.
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